Instinktive Bogenschützen sind keine Risikokapitalgeber

Nein, das ist kein Bild von Gipf-Oberfrick sondern...
Beitrag erstellt am:08.08.17
Der Risikokapitalgeber wettet mit seinem Geld auf Ideen. Damit seine Wetten ihm unter dem Strich etwas einbringen, wettet er auf viele Ideen gleichzeitig. Gemäss dem Gesetz der grossen Zahl ist es statistisch wahrscheinlich, dass ein paar der Ideen letztendlich tatsächlich aufgehen und zu Geld werden. Zu all den gescheiterten Ideen schweigt der Kapitalgeber - es zählt nur der Erfolg. Zahlt sich nur eine von zehn Ideen aus, dann gilt der Investor als Held seiner Zunft. Das Silicon Valley ist bevölkert von solchen Menschen, die die zahlreichen Misserfolge gekonnt mit ihren deutlich geringeren Zahl von Erfolgen kaschieren.

In diesem Sinne sind Risikokapitalgeber das, was wir im Bogenschiessen Glücksschützen nennen: Man schiesse einfach genug Pfeile auf das Ziel und gemäss dem Gesetz der grossen Zahl wird man auch immer wieder Pfeile "los lassen", die ins Kreuz oder das Kill treffen.

Während ene solche Strategie für Risikokapitalgeber unter dem Strich aufgehen mag, ist dieses "stochastische Glücksschiessen" für einen instinktiven Bogenschützen gänzlich ungeeignet. Warum? Weil er sich damit der Möglichkeit beraubt, besser zu werden. Jeder Pfeil, den wir auf die Reise zum Ziel schicken, ist eine Gelegenheit zu lernen. Da dieses Lernen eher auf der vorbewussten Ebene abläuft, und unser Gehirn nur eine begrenzte Zahl an Information im Ultrakurzzeitgedächtnis halten kann, ist es wichtig, dass wir ihm die richtige Menge an Input liefern: nicht zu viel und nicht zu wenig. In Pfeilen ausgedrückt: drei bis maximal sechs Pfeile pro Durchgang sind ideal. So haben wir beispielsweise die Chance zu sehen, ob wir in der Lage sind, konsistent akkurat zu treffen, sprich, die Pfeile verlässlich möglichst nahe beieinander zu gruppieren.

Wir können uns also entscheiden: Entweder wir schiessen wie der Risikokapitalgeber, der seine Misserfolge durch die treffenden Glückspfeile versteckt, oder wir lassen uns auf das intuitive Bogenschiessen ein, bei dem wir durch beharrliches Training jeden Tag ein kleines Stückchen besser werden; auch und gerade, weil wir die Pfeile, die nicht dort landen, wo wir möchten, als Lerngelegenheit willkommen heissen anstatt sie als Misserfolge im Rauschen der Glückstreffer verstecken zu wollen.