Die sieben Schritte im Event Modeling - eine kleine Anleitung für gelungene Workshops

Nein, das ist kein Bild von Gipf-Oberfrick sondern...
Beitrag erstellt am: 05.07.19
Ereignismodellierung ermöglicht es uns, komplexe Systeme mit Hilfe weniger Elemente zu beschreiben und - geeignete Infrastruktur vorausgesetzt - rasch und zuverlässig umzusetzen. Mit den folgenden sieben Schritten geht das erstaunlich einfach und macht Spass:
  1. Brainstorming: Tragen Sie für das betrachtete System alle möglichen Ereignisse (das, was passieren kann) zusammen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer am Workshop notiert die Ereignisse, die ihr bzw. ihm einfallen. Manche Ereignisse werden daher vielleicht mehrfach auftauchen; darum kümmern wir uns im nächsten Schritt. Benennen Sie die Ereignisse in der Vergangenheitsform, also beispielsweise Anmeldung eingegangen oder Bestellung verbucht
  2. Ordnen Sie nun die Ereignisse auf einem Zeitstrahl von links nach rechts an. Schauen Sie, ob die Ereignisse in der Abfolge Sinn ergeben, entfernen Sie doppelte Ereignisse oder solche, die nicht passen, ergänzen Sie fehlende. Damit das gelingt, tun Sie so, als ob das System bereits im Einsatz steht, und die betrachteten Ereignisse tatsächliche Geschehnisse aus dem laufenden Betrieb beschreiben.
  3. Nun können Sie damit beginnen, mögliche Bildschirmdialoge, Mock-ups oder einfache Zeichnungen oberhalb der zeitlich geordneten Ereignisse einzufügen; lassen Sie dabei vertikal genügend Platz, den brauchen wir für die Schritte 4 und 5. Diese Dialoge und Mock-ups zeigen, was die Nutzer des Systems auf ihrem Weg durch das System jeweils sehen und tun können. Für Back-End-Aufgaben können Sie die entsprechenden Auswertungen oder auch Dashboards als Platzhalter einsetzen, um zu zeigen, was an dieser Stelle im System geschieht.
  4. Als nächstes gehen Sie daran, die Bildschirmdialoge und die Ereignisse zu verbinden: Ergänzen Sie überall dort, wo eine Benutzerin oder ein Benutzer etwas tut, das den Zustand im System verändert, ein passendes Kommando. Benennen Sie die Kommandos in der Gegenwartsform, also beispielsweise Eingang der Anmeldung eintragen oder Bestellung verbuchen. Handelt es sich um ein Kommando, das automatisch ausgeführt wird, dann nutzen Sie als Auslöser für das Kommando anstelle eines Bildschirmdialogs ein Symbol wie ein Zahnrad oder einen Roboter, um diese Automatisierung auszudrücken. 
  5. Nun ist es Zeit, die Bildschirmdialoge und mögliche die Ereignisse zu verbinden. Hierzu verwenden Sie Lesemodelle überall dort, wo Informationen benötigt werden. In der Regel beinhaltet ein Lesemodell Informationen aus mehreren Ereignissen. Dieser Schritt ist wichtig! Die Lesemodelle entkoppeln die Ereignisse von Kommandos als Input-Quelle!
  6. Jetzt arrangieren Sie die Bildschirmdialoge in Swim Lanes, um zu zeigen, welche Nutzer mit welchen Dialogen arbeiten.
  7. Zum Schluss ordnen Sie auch die Ereignisse in Swim Lanes: Gruppieren Sie die Ereignisse, die logisch zu einem Themengebiet bzw. Subsystem gehören.

Das resultierende Modell kann für weitere Betrachtungen beliebig verfeinert und aufgegliedert werden. Auch spannend: die Modelle lassen sich rasch und unkompliziert in BDD-Szenarien, beispielsweise mittels Gherkin, beschreiben. Dazu werde ich wohl in einem späteren Beitrag noch mehr erzählen.

Ich nutze übrigens sowohl für mich alleine als auch in Workshops gerne ein Miro-Board. Selbstverständlich klappt es auch mit einer Wandtafel bzw. freien Wand und Post-It-Zetteln; mit Miro geht es schlicht flotter.

Event Model Beispiel

Event Modeling Beispiel - Klick auf Bild öffnet High-Res-Version, damit man auch was sieht ;-)
Event Modeling Beispiel - Klick auf Bild öffnet High-Res-Version, damit man auch was sieht ;-)